Neuorientierung

Kurzzeitiger Rückzug zur Neuorientierung

 

In der Welt bleibend die Welt verlassen

 

Im eigenen Geist taucht eine Angst auf, welche ein Schreckensbild zeichnet, wenn man seine scheinbare Verbindung zur äusserlichen Welt einmal kurzzeitig unterbrechen würde.  

Wenn man diesen einen Schritt dann aber tatsächlich begeht, erkennt man, dass einem gar nichts fehlt, dass das vermeintliche tiefe Loch gar nicht existiert.

 

Dieses Retreat der spirituellen Seminarwoche ist von vorübergehender Natur – das heisst, es spiegelt etwas, was ganz tief in der Seele anklopft und eigentlich irgendwann zum ganzen Leben werden möchte.

 

Wenn die Seele einmal an der Entgrenzung geschnuppert hatte, das eigentliche Wesen unseres Menschseins berührt, dann kann man nicht einfach so tun, als sei nichts gewesen und das Leben in den alten Bahnen weiterfliessen lassen.

 

Auf dem inneren Weg geht es nie um die Abkehr von der Welt, sondern um den Rückzug der Aufmerksamkeit von der Welt. Genau das verstehen die Weltflüchtigen nicht, die sich so gerne in spirituellen Kreisen tummeln. Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die wesentlichen Interessen des Menschseins ermöglicht einen sehr wohl, inmitten der Welt zu sein. Man ist einfach nicht mehr mit ihr verstrickt.

 

Viele Menschen verstehen die Widersprüchlichkeit nicht, die sich durch den spirituellen Weg auftut. Einerseits der Notwendigkeit, mitten im Leben zu stehen, die Aufgaben des Lebens zu erfüllen, seinen Beitrag zur Gesellschaft und Familie gegenüber zu tätigen und der Notwendigkeit andererseits, sich vollkommen aus dem Leben zurückzuziehen. Es scheint sich um eine Unvereinbarkeit zu handeln.

Es mag sein, dass die Urahnung an Sri Krishna immer wieder einmal auch den äusseren Rückzug von der Welt verlangt. Aber letztlich wissen wir alle, dass wir nicht den Rest unseres Lebens in Höhlen verbringen können. Dass wir nicht das äussere Leben in Isolation von der Gesellschaft und den Menschen verbringen können. Wir wissen, dass dies nicht unsere Aufgabe ist. Den Weg aus der Welt heraus können wir erstaunlicherweise nur inmitten der Welt gehen.

Das Verlassen der Welt ist vom Wesen her ein innerer Prozess – darin beginnen sich diese Unvereinbarkeiten zu verbinden.

Wenn es heisst, die Welt sei Leiden, dann ist damit ausschliesslich meine Verhaftung an die Welt und meine Verstrickung und Verknüpfung und die Absorbation des Bewusstseins mit ihr gemeint. Es gibt kein Leid in der Schöpfung Gottes, in dem, was er uns hingestellt hat. Sehr wohl aber in unserer Interpretation der Schöpfung, wenn diese in Disharmonie mit Gottes ursprünglicher Intention ist.  

Leid ist der Verlust der Erinnerung an unseren Ursprung. Um das wieder zu erkennen, müssen wir punktuell für eine gewisse Zeit die gewohnten Umstände der Welt verlassen.